Escaping Belgium – Le Prince – Escape Room Belgien
Retie (Belgien) / 2 – 6 Spieler / Preis: 25 – 45 Euro pro Person / Bewertung: 9.2
Adresse: Kasteelstraat 67, Retie
Gespielt: 15.07.2022
Anzahl der Spieler:innen: 2
Le Prince von Escaping Belgium tauchte 2021 unter den Top 50 Escape Rooms der Welt auf. Wieder einmal zeigt sich, dass diese Liste die ein oder andere Überraschung bereithält. So finden sich eher klassische Escape Room Konzepte neben immersiven Abenteuern wieder und so können Spielende am Ende auch nie sicher sein, welches Erlebnis sie erwartet. Lest hier, um was es sich bei Le Prince handelt.
Den Escape Room Anbieter Escaping Belgium findet ihr im kleinen belgischen Ort Retie. Hier haben sie sich in einer Art Ferienwohnungsiedlung im Untergeschoss des Rezeptions-Gebäudes eingemietet. Sobald wir das Untergeschoss betraten fanden wir uns in einem großzügigen und gemütlich eingerichteten Empfangsbereich wieder, welcher positiv im Kontrast zum restlichen Gebäude stand. Natürlich stehen Spinde bereit und auch Getränke können käuflich erworben werden.
Escaping Belgium bietet neben ihrem „neueren“ Raum Le Prince noch einen weiteren Escape Room namens Erzsébet an. Beide Räume haben gemein, dass es sich bei Le Prince und Erzsébet um historische Persönlichkeiten handelt. Beide Räume sind in Niederländisch und Englisch spielbar. Des Weiteren gibt es noch eine Outdoormission.
Wir wurden freundlich von einem der drei Betreibenden von Escape Belgium empfangen. Schon bevor wir den Raum betraten, philosophierten wir ein wenig über das Thema Escape Rooms und Erwartungshaltung. Im Rahmen des Erwartungsmanagement machte er auch zugleich deutlich, worauf der Fokus bei Escape Belgium liegt: Den Rätseln. Die würden heutzutage viel zu oft vergessen werden und den immersiven Erfahrungen geopfert. Schließlich handelt es sich ja hier immer noch um Escape Rooms.
Wir waren gespannt und durften dann auch zugleich den Raum betreten. Jedoch mussten wir zunächst noch in die eigentliche Geschichte von Le Prince eingeführt werden. Hier wurde uns wohl eines der bis dato für uns aufwendigsten Introvideos gezeigt, welches wir bisher sehen durften. Dieses Video machte Lust auf den Raum und versetzte uns in die richtige Stimmung.
Le Prince
Louis Le Prince war ein französischer Erfinder, der als einer der Pioniere des Films gilt. Viele Filmhistoriker halten ihn für den Vater des Films. Le Prince verbringt seine Kindheit im Fotostudio des Freundes seines Vaters, Louis Daguerre. Hier erlernte er die mechanischen und chemischen Verfahren der Fotografie. Le Prince wollte jedoch nicht nur ein einzelnes Bild in einer Fotografie festhalten, sondern auch einen Weg finden, bewegte Bilder einzufangen. Zunächst entwickelte er eine Kamera mit 16 Objektiven, von denen jedes nacheinander ein Bild aufnahm, so dass ein Film mit 16 Bildern entstand. Nach vielen Verbesserungen und Weiterentwicklungen dieses Geräts war er der erste, der eine Kamera mit einem einzigen Objektiv entwickelte. Für diese besondere Erfindung musste er in New York ein Patent beantragen. Er musste sich jedoch beeilen, denn seit einigen Wochen hatte er das Gefühl, dass er verfolgt wurde, als ob ihn jemand ständig beobachtete… Le Prince beschloss, sich zu beeilen und so schnell wie möglich zum Bahnhof zu kommen. Als er am Bahnsteig ankommt, stellt er fest, dass er zwar seinen Prototyp mitgebracht, aber seine Pläne vergessen hat. Er hat Angst, in die Werkstatt zu gehen, also wendet er sich an die einzige Person, die ihm helfen kann: Sie! Er bittet Sie, unbemerkt in seine Werkstatt zu gehen, um seine Pläne zu finden und sie ihm zu bringen, bevor der Zug abfährt.
Der Raum
Nachdem sich die Tür öffnete, konnten wir nun endlich in die Welt von Le Prince eintauchen. Der Raum ist mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Das Büro von Le Prince wartet mit vielen kleinen Elementen auf, an welchem man sich nicht satt sehen mag. Jeder Winkel und noch so kleinste Ecke des Raumes ist entsprechend der Zeit und ganz im Thema gestaltet. Auch wenn man es nicht bei dem Thema erwartet, gibt es hier auch den ein oder anderen kleinen Special Effect, welcher den Raum noch lebendiger werden lässt. Vor allem auch die abgestimmte Sound- und Lichtkulisse tragen zu dieser einzigartigen Atmosphäre bei. Auch wenn tatsächlich die Rätsel im Vordergrund stehen, wird hier nicht auf eine Inszenierung der eigentlichen Story verzichtet. Selten haben wir solch eine Art Escape Room stimmiger inszeniert erlebt als Le Prince. Die Atmosphäre erzeugt eine gute Spannungskurve mit einer gelungenen Steigerung zum Ende des Raumes.
Die Rätsel
Die Liebe mit welcher der Raum umgesetzt war, spiegelte sich auch 1:1 in den eigentlichen Rätseln wieder. Ja, bei Le Prince handelt es sich um einen klassischeren Escape Room mit einer linearen Rätselführung. Und ja es gibt Rätsel zu lösen, welche vielleicht das ein oder andere Mal aufgesetzt wirken können. Aber selten haben wir so perfekt inszenierte Rätsel dieser Art integriert in das gegebene Setting eines Escape Rooms gesehen wie bei Le Prince. Es wird komplett auf klassische Schlösser verzichtet. Die Interpretation von bekannten Rätseln hat sich wunderbar in die Atmosphäre des Raumes eingefügt. Die Rätselführung ist durch den subtilen Einsatz von Licht mehr als gelungen. Die Rätsel in Le Prince sind abwechslungsreich, kognitiv und haptisch zugleich und erfordern kooperatives Geschick.
Der Gamemaster
Unser Gamemaster wusste jederzeit wo wir uns befanden und wie wir in der Zeit lagen. Die Tipps erhielten wir in schriftlicher Form über einen bestimmten Gegenstand im Raum, welcher gut kaschierte das es sich hier um ein Display handelte. Die Tipps waren ab und zu etwas zu direkt, aber dies kann natürlich auch der Zweisprachigkeit geschuldet sein.
Sebastian’s Fazit
Le Prince ist wie ein gelungener Re-Mix, der einen liebgewonnenen Klassiker neu auffrischt. Oder eben ein eher klassischer Escape Room, welchem es trotz der Art und Anzahl der Rätsel gelungen ist, einen perfekten Spagat zwischen diesen und einer wirklich glaubhaften Kulisse und Inszenierung der Geschichte zu schaffen.
In Le Prince spürt man die Liebe zum Detail, die Leidenschaft für gute Rätsel und vor allem die Begeisterung zum Thema Escape Rooms. Vor allem aber tritt Escaping Belgium mit Le Prince den Beweis an, dass in einer Szene, wo Enthusiasten hauptsächlich den nächsten Kick suchen oder das nächste Immersive Horror-Abenteuer mit Schauspielenden, auch der klassische Escape Room noch seine Berechtigung hat. Insofern diese mit genau den richtigen Anteilen an Rätseln und Weltenbau so inszeniert sind wie Le Prince.
Der Raum ist mit seinen 90 Minuten herausfordernd, vor allem für zwei Spieler:innen. Jedoch machbar. Die optimale Teamgröße wäre hier wahrscheinlich drei bis vier Spielende, welche nach Räumen mit gelungenen Rätseln und Kulisse suchen.
2 Antworten
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