Timebreak – Dr. Brown Boyds Nervenheilanstalt – Escape Room Mönchengladbach Review
Mönchengladbach / 2 – 6 Spieler:innen / Preis: 37,50 – 20 Euro pro Person / Bewertung: 9.1
Adresse: Waldhausenerstraße 31, 41061 Mönchengladbach
Gespielt: 05.07.2020
Anzahl der Spieler:innen: 3
Nachdem sich in NRW einige Betreiber unter dem Titel “Unsere Lieblingsräume in Rhein und Ruhr” zusammengetan haben, sichteten auch wir den Flyer gründlich. Uns fiel auf, dass wir bisher den Anbieter ExitOut Timebreak in der Stadt Mönchengladbach noch nicht getestet haben. Neben einem Fußballraum mit der offiziellen Lizenz von Borussia Mönchengladbach und einem Wohnwagen mit einem Crystal-Meth Labor gibt es dort auch einen gruseligen Raum. Nachdem wir den Schock im Poltergeist Düsseldorf überwunden hatten, fühlten wir uns bereit, Dr. Brown Boyds Nervenheilanstalt einen Besuch abzustatten.
Der Anbieter befindet sich mitten in der Fußgängerzone von Mönchengladbach. Parkmöglichkeiten stehen fußläufig entlang der angrenzenden Straßen zur Verfügung. Von außen erblickten wir ein charmantes, aber unscheinbar wirkendes altes Fachwerkhaus. Der Empfangsbereich ist geräumig und erstreckt sich über eine lange Theke sowie zwei kleinere Loungebereiche mit einem kellerartigen Gewölbe, so dass mehrere Gruppen gleichzeitig Platz finden. Nach einem kurzen Standardbriefing hinsichtlich der Spielregeln legten wir uns freiwillig Fußfesseln sowie eine Augenbinde an.
Mit verbundenen Augen wurden wir über die Kellertreppe in den Raum geführt und dort an einem Fuß fixiert. Bitte beachtet, dass es sich hierbei um Fußfesseln handelt, die ihr selbstständig jederzeit öffnen könnt. Ihr befindet euch somit zu keinem Zeitpunkt in wirklicher Gefahr. Des Weiteren werdet ihr vor dem Betreten gefragt, wer von euch der mutigste Spieler:innen sei. Entsprechend eurer Antwort werdet ihr im Spielraum positioniert. Nachdem der Gamemaster uns alleine gelassen hat, begann das Audiointro in völliger Dunkelheit.
Dr. Brown Boyds Nervenheilanstalt
“1954, Der weltbekannte Psychiater Dr. Brown Boyd gesteht jahrelange Experimente an Patienten. Experimente, welche von den Berichterstattern als Folter und menschenverachtend bezeichnet werden. Doch es sind nicht die qualvollen Praktiken die im Vordergrund stehen, sondern die unnatürlichen Vorkommnisse nach dem Tod der letzten Patientin. Vorkommnisse der Art, die einen wahnsinnigen Doktor und sein Klinikpersonal dazu bringen sich vor Gericht selbst zu belasten. Aus Ihren Geständnissen entstehen Geschichten und aus den Geschichten werden Gerüchte. Jahrzehnte später geht ihr Nachts an einem verlassenen Gebäude vorbei und bemerkt, dass es sich dabei um die berüchtigte Nervenheilanstalt von Dr. Brown Boyd handelt. Es brennt licht in der obersten Etage und ihr fasst den Entschluss euch einmal kurz umzusehen.“
Atmosphäre
Analog zur Vorgeschichte stiegen wir tatsächlich mit dem Gamemaster in den Keller des Anbieters hinab, was gut dem Betreten der alten Nervenheilanstalt über den Kellereingang entspricht. Nachdem wir in völliger Dunkelheit unsere Augenbinden abnahmen, fanden wir uns räumlich getrennt in der Patientenzelle sowie dessen Vorraum wieder. Im weiteren Verlauf erspielten wir uns Zugänge zu weiteren Bereichen der Klinik. Insgesamt ist der Klinik-Kontext für ein Escape Game natürlich nicht neu. Dennoch konnten uns hier einige Spiel- und Kulissenaspekte überzeugen und überraschen. Die Optik und bauliche Gestaltung des Settings sind wirklich gelungen. Trotz einer überschaubaren Grundfläche wirkt die Anstalt aufgrund diverser Licht- sowie Geruchseffekte geräumig und komplett. Besonders gut hat uns gefallen, dass es so scheint, als würde sich die Natur die Nervenheilanstalt langsam zurückerobern. Der verlassene Charakter der Anstalt wird hier gut vermittelt.
Insgesamt herrscht im Spiel eine gruselige Grundstimmung, die vor allem durch Licht, Ton und Mechanismen hervorgerufen wird und völlig ohne Schauspieler auskommt. Dennoch driftet der Raum nicht in das Horror-Genre ab. Mindestens eine Person sollte jedoch keine Probleme mit der Dunkelheit haben.
Ohne zu viel zu spoilern lässt sich sagen, dass ExitOut Timebreak eine tolle Überraschung liefert, die wir uns schon lange in einem Klinikkontext gewünscht haben. Weitere Details würden an dieser Stelle allerdings die Geschichte und Spannung zerstören.
Die Story
Bei der Geschichte handelt es sich um ein Missionsspiel. Das Ziel ist es, die Geschehnisse in der verlassenen Klinik aufzudecken. Die Geschichte wird im Verlauf des Spiels komplexer und entfaltet sich bis zum großen Finale. Ein Spannungsbogen ist dabei gut erkennbar. Die Geschichte wird vor allem durch Audio- und kleinere Videosequenzen vorangetrieben. Dabei kommen die Informationen zur Story sehr indirekt und nicht aufdringlich daher. Die Abspielgeräte fügen sich hervorragend in das Setting ein. Des Weiteren lassen sich diverse Schriftstücke finden, die uns Spieler:innen zusätzliche Informationen zu den Geschehnissen in der Klinik offenbaren.
Das Finale kommt dann in mehreren Sequenzen, unterstützt durch dramaturgisch effektvoll eingesetzte Licht- und Soundelemente, daher. Wir fühlten uns tatsächlich als ein Teil der Geschichte. Dies liegt auch am Outro aus dem Raum, was ebenfalls auditiv und visuell gut gelöst wurde.
Die Rätsel
Die Rätsel sind eine angenehme Mischung aus klassischen Rätseln sowie intuitive Aufgaben. Sie fügen sich dabei weitestgehend dem Narrativ unter. Bei den eher klassischen Rätseln wird auf herkömmliche Zahlschlösser verzichtet. Dennoch sind sie als Rätsel erkennbar.
Besonders gut gefallen haben uns allerdings die intuitiven Aufgaben, die hauptsächlich aus kooperativen Elementen bestehen. Bauen sich diese Aufgaben bei den meisten Anbietern erst im Verlauf des Spiels auf, sind sie in der Nervenheilanstalt direkt zu Spielbeginn präsent. Die Fläche wird insgesamt gut genutzt, da die Räume mehrfach betreten werden müssen. Die Spielführung wird hier vor allem indirekt durch Sound und Licht erreicht, was uns gut gefallen hat.
Der Gamemaster
Der Gamemaster hat insgesamt einen soliden Job gemacht. Seine Hinweise kamen per Audioeinspielungen, wozu er eine bestimmte Rolle einnahm. Die Hinweise waren tatsächliche Hinweise bzw. Tipps, da diese lediglich aus einem passenden Stichpunkt bestanden. Dies lies genügend Interpretationsraum und passte gut zum Charakter des Raums. An einer Stelle des Spiels löste der Gamemaster einen von uns verschuldeten Fehler sehr charmant, so dass uns die Vorgehensweise vom Gamemaster erst nach Spielende aufgefallen ist.
Ein kleiner Schwachpunkt war bei uns leider das Finale, welches aus mehreren Schritten besteht. Diese wurden bei uns aufgrund der Zeitnot etwas zu stark vom Gamemaster gelenkt und manuell ausgelöst, so dass wir als Spieler:innen verwirrt waren, welche Schritte wir bereits vollendet haben. Dennoch konnten wir erkennen, dass das Finale bei ausreichend Zeit stimmig inszeniert wird.
FAZIT
ExitOut Timebreak haben ein immersives Abenteuer geschaffen, welches uns mit überraschenden Elementen überzeugen konnte. Besonders gut gefallen hat uns die Detailverliebtheit im Setting. Wer glaubt, ein Setting im Klinikkontext könne keine liebevollen Kulissen zulassen, der wird hier eines Besseren belehrt. In Eigenregie hat ExitOut Timebreak ein spannendes, exploratives Spiel entworfen, welches kooperative Momente in der Gruppe, ein rundes Storytelling mit Audio-, Licht- und Dufteffekten sowie gelungene Rätsel miteinander verknüpft. Die Nervenheilanstalt ist grundsätzlich auch für ängstliche Spieler:innen geeignet, da eine gruselige Grundstimmung ohne Schauspieler erzeugt wird, jedoch alle Effekte optional manuell gesteuert werden können. Ausgestattet mit mindestens einer mutigen Person in eurem Team solltet ihr bestens vorbereitet sein, um in die Nervenheilanstalt des Dr. Brown Boyd einzusteigen.
Website: https://www.timebreak-mg.de
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