[Kritik] The Way Out – Die Escape-Room-Show

Escape Rooms faszinieren mich seit Jahren – nicht nur als Freizeitaktivität, sondern als narratives Medium: Räume, die Geschichten erzählen, Rätsel, die Logik und Kreativität zugleich erfordern, und Teams, die sich nur durch gute Kommunikation und Problemlösekompetenz zum Ziel arbeiten können. Die Idee, dieses Konzept für ein TV-Format aufzubereiten, hat daher mein Interesse sofort geweckt. The Way Out, das auf Amazon Prime Video zu sehen ist, versucht genau das – und scheitert dabei nicht an der Idee, sondern an der Ausführung.
Prime Video bringt das Escape-Room-Erlebnis ins Wohnzimmer
Escape Rooms sind für viele mehr als nur ein Freizeitspaß – sie bieten die Möglichkeit, in andere Welten einzutauchen, gemeinsam knifflige Rätsel zu lösen und als Team zu agieren. Genau dieses Erlebnis möchte die Escape-Room-Show The Way Out – die Escape-Room-Show auf Amazon Prime Video ins Wohnzimmer bringen. Das Konzept klingt vielversprechend: Zwei Teams, bestehend aus bekannten Comedians und erfolgreichen Influencer:innen, treten in aufwendig gestalteten Escape-Room-Szenarien gegeneinander an.
Das Comedy-Team setzt sich unter anderem aus Wigald Boning, Mirja Boes, Caroline Frier und Michael Kessler zusammen – allesamt Persönlichkeiten, die aus dem deutschen Fernsehen bekannt sind, etwa durch Shows wie Genial daneben, Pastewka oder Switch Reloaded. Das Creator-Team besteht aus bekannten YouTuber:innen und Streamer:innen wie Papaplatte, CrispyRob, Julia Beautx und Joey’s Jungle, die ein jüngeres, digitales Publikum ansprechen. Diese Mischung sorgt nicht nur für unterschiedliche Spielstile, sondern auch für unterhaltsame Kontraste in der Teamdynamik. Doch obwohl die Idee überzeugt, zeigt die Umsetzung einige Schwächen.
Stärken der Escape-Room-Show: Atmosphäre, Abwechslung und Teamgeist
Besonders hervorzuheben ist die visuelle Gestaltung der Räume. Jeder Raum hat ein eigenes Thema und überzeugt durch viele liebevolle Details – sei es ein Gruselkabinett, ein Märchenraum oder ein U-Boot. Man merkt, dass hier mit viel Aufwand gearbeitet wurde, um ein möglichst realistisches Spielgefühl zu erzeugen.
Auch die Aufgaben innerhalb der Räume sind vielseitig: Es gibt klassische Logikrätsel, mechanische Aufgaben, die Geschicklichkeit erfordern, körperlich fordernde Herausforderungen und Teamaufgaben, bei denen Kommunikation entscheidend ist.
Diese Mischung sorgt dafür, dass die Escape-Room-Show für viele Zuschauer:innen spannend bleibt – auch für Menschen, die noch nie einen Escape Room gespielt haben. Das Comedy-Team bringt auf jeden Fall Energie und Spielfreude mit. Humor ist jedoch immer subjektiv – während manche Zuschauer:innen sich über die spontanen Einfälle und den Wortwitz freuen werden, war es für mich persönlich nicht das hervorstechendste Merkmal der Show. Vielmehr lag der Reiz für mich in den Aufgaben selbst und der Dynamik innerhalb der Teams.
Erzählerische Schwächen und inszenatorische Brüche
Trotz der starken visuellen Umsetzung wirkt die Show in ihrer Dramaturgie unausgereift. Immer wieder wird die Spielhandlung durch Studioeinblendungen unterbrochen, in denen die Teams ihre Erlebnisse kommentieren. Diese Einschübe bremsen die Spannung und lassen das Spielgeschehen oft ins Leere laufen.
Hinzu kommen kurze wissenschaftliche Experimente oder Zusatzinformationen, die zwar spannend gedacht sind, aber oft nicht ausreichend in den Handlungsverlauf integriert werden. In einer Episode wird beispielsweise demonstriert, wie Haare als Seil funktionieren – ein interessantes Detail, das aber mehr wie ein isolierter Gag wirkt, statt sich organisch in die Show oder das Spiel einzufügen.
Auch die Moderation von Julien Bam und Joon Kim fällt eher zurückhaltend aus. Statt das Geschehen aktiv zu lenken, wirken sie mehr wie Beobachter. Zusätzlich wirken einige Comedy-Einlagen und Influencer-Auftritte aufgesetzt und nicht immer passend zum Rest der Escape-Room-Show.
Wie realistisch ist das Bild vom Escape Room?
Ein zentraler Punkt ist das Bild, das The Way Out – die Escape-Room-Show auf Amazon Prime Video von Escape Rooms vermittelt. Einerseits macht die Show definitiv Lust, selbst einmal einen Raum zu besuchen – sie zeigt, wie spannend, kreativ und überraschend diese Spielerlebnisse sein können.
Andererseits entsteht durch die vielen körperlichen Aufgaben in der Sendung ein etwas verzerrtes Bild: In der Realität setzen die meisten Escape Rooms – gerade im deutschsprachigen Raum – vor allem auf Denksport, Kommunikation und das Lösen von Rätseln. Körperlich anspruchsvolle Aufgaben sind eher selten und meist auf Spezialformate beschränkt. Wer nach der Show einen Escape Room erwartet, bei dem man klettern oder hangeln muss, könnte enttäuscht sein.
Positiv fällt auf, dass die Escape-Room-Show im Cast unterschiedliche Persönlichkeiten, Herangehensweisen und Fähigkeitslevel sichtbar macht. Die Gegenüberstellung von Comedy- und Creator-Team zeigt, wie vielfältig Escape Rooms erlebt und gelöst werden können: Während die einen mit Humor und Improvisation glänzen, überzeugen andere durch strategisches Denken oder ruhige Kommunikation. Damit macht die Show deutlich, dass Escape Rooms nicht nur etwas für besonders sportliche oder besonders erfahrene Spieler:innen sind, sondern vielen Typen von Menschen etwas bieten können – ganz unabhängig von Alter, Fitness oder Vorkenntnissen.
Hintergrund: Die Ursprünge von The Way Out und ihr Einfluss
The Way Out – die Escape-Room-Show auf Amazon Prime Video basiert auf dem belgischen Original Code van Coppens, das von den Brüdern Mathias und Staf Coppens entwickelt wurde. Die beiden sind in Belgien bekannte Fernsehgesichter und haben mit ihrem Format maßgeblich dazu beigetragen, Escape Rooms im Fernsehen populär zu machen. In der belgischen Version entwarfen sie zehn verschiedene Räume, die nicht nur unterhaltsam, sondern auch ideenreich gestaltet waren.
Ihr Einfluss reicht inzwischen über das Fernsehen hinaus: Beim Anbieter De Gouden Kooi in Mechelen kann man einen realen Raum spielen, der auf Ideen der Brüder zurückgeht.
Fazit zur Escape-Room-Show The Way Out
The Way Out – die Escape-Room-Show auf Amazon Prime Video ist ein unterhaltsames Format mit starkem visuellem Konzept, abwechslungsreichen Aufgaben und einer zugänglichen Präsentation. Besonders für Zuschauer:innen, die bisher wenig oder keinen Kontakt zu Escape Rooms hatten, bietet die Show einen motivierenden Einstieg. Sie weckt Neugier und vermittelt einen ersten Eindruck davon, was dieses Genre so faszinierend macht – Rätsellösen unter Zeitdruck, kreative Settings und das Zusammenspiel im Team.
Auch wenn manche Aufgaben in der Sendung körperlicher Natur sind und daher nicht das typische Escape-Room-Erlebnis widerspiegeln, gelingt es der Show dennoch, den kooperativen und kommunikativen Kern des Spiels spürbar zu machen. Die Dynamik zwischen den Teams – ob strategisch, improvisiert oder emotional – verdeutlicht, dass ganz unterschiedliche Herangehensweisen zum Ziel führen können. Gerade diese Vielfalt in der Darstellung von Lösungswegen und Persönlichkeiten lässt erkennen, dass Escape Rooms ein Spielprinzip sind, das sehr vielen Menschen offensteht – unabhängig von Vorerfahrung oder Leistungsniveau.
Insgesamt liefert The Way Out – die Escape-Room-Show auf Amazon Prime Video solide Unterhaltung mit einem starken visuellen Konzept und abwechslungsreichen Aufgaben. Auch wenn die humorvollen Elemente für mich persönlich nicht im Mittelpunkt standen, sondern eher die Dynamik und das Rätseldesign, dürfte die Mischung für ein breites Publikum ansprechend sein. Die Show eignet sich besonders als Einstieg ins Thema Escape Room und macht deutlich, wie vielfältig das Erlebnis sein kann – trotz einiger dramaturgischer Schwächen.
Hier könnt ihr euch die Show anschauen:
- Amazon Prime Video (Video on Demand)
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